phantasmidae  Neuer Wuppertaler Kunstverein 2018

Die für den Kunstverein konzipierte Ausstellung spielt im Titel auf den Gattungsbegriff der Phasmiden, der sogenannten Gespenstschrecken, an. Charakteristisch für diese Insekten sind ihre überdurchschnittliche Größe und ihre interessante, sonderliche Gestalt. Norbert Kraus benutzt Grafiken des 18. Jahrhunderts als Grundlage seiner Computeranimationen bzw. Videos, die Insekten in ihrem Gestaltwandel und Bewegungen zeigen. Dabei sind die von ihm programmierten Darstellungen auf den drei Leinwänden der Installation fiktiv und werden zu einem phantastischen Panoptikum im Raum. Dies verstärkt sich durch die Verbindung der animierten Bilder mit den Ton-Kompositionen von Thomas Seidel, die eine eigenständige Klang- und Zeitcharakteristik aufweisen, und in einem gemeinsamen Arbeitsprozess aufeinander abgestimmt wurden. So entsteht eine vielschichtige Choreografie mit unvorhergesehenen Korrespondenzen: „Leben, Entwicklung, Bedrohung und Stillstand im Regiment der Zeit als Aufführung von Schönheit“ (Kraus). Die Animationen und Kompositionen bringen geheimnisvolle Bilder im fantastischen Sinne hervor; Phantasien, in denen das Wunderbare und das Monströse, das Schöne und das Unheimliche zusammenfindet.

Erik Schoenenberg 2018


ballets  Kulturbahnhof Eller, Düsseldorf 2019

Norbert Kraus   animation    Thomas Seidel   soundkomposition

Die Ausstellung zeigt in einer Großprojektion eine neue Werkgruppe von Animationen von Norbert Kraus aus dem Jahr 2019, Satyr und tama. Die Figurmotive sind Transformationen aus der Historia Monstrorum, einem Kompendium phantastischer Mischwesen des 16.Jahrhunderts. Die choreografische Grundlage bilden die Soundkompositionen von Thomas Seidel. Die Installation wird vervollständigt durch zwei weitere Animationsgruppen: dem Tanz des elefantenköpfigen Gottes Ganesha mit seinem Begleittier, der Ratte und zwei Liebestänzen des Dämonenkönigs Totsakan und seiner Gattin Nang Munto.
Die künstliche Szenerie wird erzeugt durch dreidimensionale Computeranimation gegründet auf Mathematik und Geometrie. Sie ermöglicht die Neukonstruktion der Figurinen und die Bewegungssimulation des Tanzes und seiner Beschwörung. Im Tanz, in den ballets bündelt sich prototypisch die Raum und Zeit schaffende Kraft der Bewegung. Sie ergreift die Figur, den bezeichneten Raum und den gelenkten Blick.

Norbert Kraus 2019